Content Marketing ist die strategische Säule der modernen Kommunikation und „Owned Media“ stellt dafür attraktive Kanäle bereit. Aber gerade Social Media verliert im Kampf um Aufmerksamkeit an Attraktivität, wodurch die Bedeutung der eigenen Medien deutlich steigt, erklärt Marc C. Schmidt im Interview mit Nicole Chemnitz.
Bisher waren soziale Medien, insbesondere Facebook, ein dankbarer weiterer Kanal, um Aufmerksamkeit für ein Unternehmen und speziell die eigene Webseite zu erzielen. Warum gilt das nicht mehr?
Tatsächlich sorgte Facebook lange für einen Schneeballeffekt und spülte reichlich Besucher auf die in den Posts verlinkten Webseiten. Teilweise wurden dadurch beeindruckende Reichweiten erzielt. Aber Facebook muss zum einen die immer weiter steigende Zahl von Posts bewältigen und zum anderen verfolgt es seine eigenen Interessen.
Was bedeutet das konkret?
Facebook möchte in erster Linie Geld mit Werbung verdienen. Anzeigen funktionieren vom Wirkungsgrad her auch nach wie vor sehr gut. Aber durch die Anpassungen am Algorithmus beobachten wir stetig sinkende Reichweiten bei den von uns betreuten Facebook-Seiten, zuletzt sogar richtige Einbrüche.
Lohnt sich dann überhaupt noch ein Engagement bei Facebook?
Auf jeden Fall! Zwar sagte erst jüngst unsere neue Staatsministerin für Digitales, Dorothee Bär, dass sich Facebook zu einem „Seniorennetzwerk“ entwickele. Das wäre richtig, wenn man konstatiert, dass das Netzwerk nur noch bei den Silver Surfern neue Nutzer gewinnen kann, während Jugendlich sich abwenden und andere Plattformen nutzen.
Darüber bin ich mir nicht so sicher und halte das für spekulativ. Fakt ist aber: Die Nutzergemeinde wächst stetig weiter und mit 2,1 Milliarden aktiven Nutzern ist Facebook unbestritten weiterhin eine sehr wichtige Kommunikationsplattform.
Außerdem können – gerade lokal tätige – Unternehmen immer noch leichter zusätzliche Reichweite erzielen als auf irgendeinem anderen Weg. Unabhängig davon rücken aus unserer Sicht aber wieder die wirklich „eigenen“ Medien in den Vordergrund.
Welche Medien sind damit gemeint?
Nokia hat einmal die drei Medientypen Paid Media, Owned Media und Earned Media eingeführt, wonach zu „Owned Media“ neben Social Media auch die eigene Webseite und ein E-Mail-Newsletter gehören. Wir fassen den Begriff „owned“ für uns etwas enger auf: Medien, bei denen wir wirklich Herr im eigenen Haus sind und die nicht von der Gunst der Algorithmen abhängen, die sich stetig ändern können. Das gilt übrigens für Social Media ebenso wie für Suchmaschinen.
Unsere Philosophie war es immer, den Schwerpunkt auf die eigene Webseite zu legen – sozusagen als Basis jeglicher Kommunikation. Der E-Mail-Newsletter ist als Push-Medium eine gute Verlängerung. Danach folgen aus unserer Sicht die sozialen Netzwerke.
Aber der Newsletter gerät durch die EU Datenschutz-Grundverordnung etwas unter Druck …
Das sehe ich nicht so. Zwar verschärft die Datenschutz-Grundverordnung nochmals die bestehenden Spielregeln, aber grundsätzlich geht es doch darum, einen sauberen, legitimen Datenbestand mithilfe von Dienstleistern zu beschicken, die verantwortungsvoll mit den Daten umgehen. Das hat sich auch durch die neue Vorschrift nicht geändert.
Wir empfehlen aber, ehe die Verordnung in Kraft tritt, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls notwendige Vorkehrungen zu treffen. Das gilt für den Newsletter ebenso wie für die eigene Webseite und Cloud-Anwendungen.
Zurück zur Webseite: Welche „Basisarbeiten“ gilt es zu leisten?
Da gilt es eine Reihe von Hausaufgaben zu erledigen. Das beginnt damit, dass der Anteil mobiler Nutzer drastisch gestiegen ist. Wir empfehlen im ersten Schritt, die eigene Seite mit einem Smartphone anzusehen – und (wenn noch nicht geschehen) für diese Nutzung anpassen zu lassen.
Dann sollten die Inhalte für die eigenen Zielgruppen, aber auch für Suchmaschinen und soziale Netzwerke optimal aufbereitet werden. Selbstverständlich sollte geprüft werden, ob alle rechtlichen Vorschriften erfüllt sind, denn sonst bietet sich eine offene Flanke für Abmahnungen.
Das sind aber alles eigentlich Selbstverständlichkeiten. Um die Website als zentrale Stelle der Kommunikation zu verankern, sollten dort alle benötigten Informationen verfügbar sein und das übersichtlich, gut zu erreichen, attraktiv für die Besucher und vor allem aktuell. Aktualität spielt sowohl für Suchmaschinen als auch für menschliche Besucher eine große Rolle – denn wer will schon die Nachrichten von Vor-Vor-Gestern lesen?
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