Es begann mit der Idee, mit Facebook neue Wege bei der Bewerbung von Veranstaltungen zu gehen und endete mit einem gewaltigem Schritt in Richtung Digitalisierung: Das Evangelische Forum Bonn ist ein Erwachsenenbildungswerk des Kirchenkreises Bonn, das bis Anfang August halbjährlich ein gedrucktes Programm mit seinen vielen Veranstaltungsangeboten im Umkreis verteilte. Die Anmeldung erfolgte meist postalisch mit dem eingefügten Formular.
Ein Tag – ein Team – ein Ziel!
Der 25. September ist ein besonderer Tag – zumindest für Zahnärzte. Es ist der Tag der Zahngesundheit, der seit dem Jahr 1991 dazu dient, über Vorsorge aufzuklären und die Eigenverantwortung der Patienten zu stärken. Der kreative Praxisinhaber Roger Barz von Zahngesundheit Halle nutzt die Gelegenheit, um mit einem Kurzfilm für den Tag zu werben.
Nach dem Film zum Osterfest haben er und sein Team den Aufwand nochmals gesteigert: Bei dem Dreh am Wehr der Saale – bei gnadenlosen 35 Grad im Schatten – kam neben dem iPhone zusätzlich eine Drohne zum Einsatz, um besonders spektakuläre Bilder zu liefern. Die Idee und das Drehbuch samt Storyboard stammen von Roger Barz selbst.
Den Schnitt und die Produktion haben wir übernommen; seit wenigen Tagen ist das Ergebnis bei YouTube im praxiseigenen Kanal, bei Facebook oder auf einer eigenen Landingpage zu sehen. Viel Spaß dabei!
Foto © Roger Barz | Zahngesundheit Halle
Mobiles Arbeiten im Urlaub
oder: die Rache des Rotwild-Carpaccios
von Jana Fink
Urlaub ist toll! Die Seele baumeln lassen, Akkus aufladen und einfach mal den Alltag und die Arbeit beiseiteschieben. So gestaltet sich das zumindest bei den meisten Festangestellten. Als Freiberufler oder Selbstständiger sieht das oft etwas anders aus. Klar, machen die in den schönsten Wochen des Jahres nur das Nötigste, aber sich ganz aus dem Geschäft herauszuziehen – das machen vermutlich nur die wenigsten. Versuchen Kunden beziehungsweise Auftraggeber sie zu erreichen, wollen sie zumindest kurz reagieren. Umso wichtiger ist es, für alle Eventualitäten irgendwie erreichbar zu sein. Das gilt nochmal zusätzlich, wenn sich der Selbstständige trotz Urlaubs dazu entschlossen hat, noch ein kleines bisschen seiner Arbeit vor Ort zu erledigen. In meinem Fall jedenfalls war das so. Das neue Audiomagazin für den eco-Verband stand an und ich brauchte noch zwei Interviews. Aber die könnte ich entspannt via VoIP aufzeichnen, um sie dann nach meiner Rückkehr zu schneiden. Wie man sich täuschen kann.
Unser Familienurlaub führte uns in diesem Jahr auf die wunderschöne Ferieninsel Amrum. Strand, Meer, viel Natur und immer wieder eine steife Brise, die den Kopf freipustet. Meine liebe Schwiegermama spricht gerne von einem gewissen Reizklima. Und das stellte sich zumindest bei mir bereits kurz nach meiner Ankunft im Ferienort ein. Alles da, was man braucht … bis auf ein mobiles Netz oder sogar WLAN. Unser Haus verfügte über keins und die Behauptung meines iPhones, dass ich im Ort überall zumindest 3G empfangen könne, war schlichtweg gelogen. Alle Nase lang hatte ich für wenige Minuten so etwas Ähnliches wie Kontakt zur digitalen Welt, aber der erinnerte mich schmerzlich an die 1990er und das Internet in Zeiten des Modems. Irgendwann entdeckte ich, dass man zu gewissen Tageszeiten auf dem Dachboden unseres Ferienhauses tatsächlich LTE-Empfang hat – allerdings außerhalb der Stoßzeiten von 8 bis 13 und 14 bis 22 Uhr. Sobald nämlich mehr als zehn Menschen auf Amrum – so zumindest sah mein Kopfkino aus – online gingen, ging auch mein Netz wieder baden. Auch hier konnte ich also ein anständiges Arbeiten vergessen – von VoIP-Aufnahmen ganz zu schweigen.
WLAN in Sicht
Meine Lösung war zum Glück nur fünf Gehminuten entfernt. Im Touristikzentrum in Norddorf gab es gegen Vorlage der Kurkarte einen WLAN-Code, der sogar fast immer funktionierte. Gut, von High-Speed-Internet war ich auch hier weit entfernt, aber das Glücksgefühl, wenn sich auf dem Laptop langsam aber zuverlässig eine Internetseite aufbaute, war unbeschreiblich. Also Netz hatte ich hier schon mal – und einen rund um die Uhr geöffneten Lesesaal auch. Meinen beiden Telefoninterviews, die ich mittlerweile zwischenstoßzeitlich terminiert hatte, sodass ich auf ausreichend Netzempfang für eine anständige Sprachqualität hoffen konnte, stand also formal nichts mehr im Weg. Bis auf das Schild an der Tür zum Lesesaal: „Bitte skypen Sie nur, wenn der Lesesaal leer ist“.
Am Tag meiner Interviews regnete es in Strömen bei 13 Grad … Noch Fragen, was den Füllstand des Lesesaals angeht? Nein? Gut!
Zehn Minuten vor meinem ersten Interview setzte ich also mein freundlichstes Lächeln auf und machte im Saal die Runde, fragte jeden anwesenden Amrum-Urlauber, ob es ok sei, wenn ich mal ein 15-minütiges Telefoninterview im Raum führen würde und erntete nette Blicke und ein verständnisvolles Kopfnicken. Aber dann kam SIE … Frau Rotwild-Carpaccio!
Frau Rotwild-Carpaccio
Drei Abende zuvor hatte ich mit meinem Mann meinen Geburtstag im nahegelegenen Hotelrestaurant gefeiert. Es gab einen fantastischen Salat mit Riesengarnelen, Steak und dazu leckere Cocktails. SIE und ihr Mann speisten einen Tisch weiter. Sie hatte ein Rotwild-Carpaccio bestellt, er ein Porterhouse-Steak. Damit begann allerdings das Dilemma. Er ließ das Porterhouse-Steak zurückgehen, da es einen Knochen und einen Fettrand hatte, sie bemängelte beim Chef ihr Rotwild-Carpaccio („Das ist kein Rotwild-Carpaccio. Das ist nicht rot.“ „Sehr geehrte Dame. Ich habe dieses Rotwild selbst geschossen.“ „Ich weiß nicht, was Sie da geschossen haben, aber das ist kein Rotwild, sondern meines Erachtens eine Färse. Das Carpaccio ist nicht rot.“ „Ich fürchte, ich muss Ihnen widersprechen.“ „Können Sie – aber dieses Carpaccio esse ich nicht.“)
Dass die Dame ihr Carpaccio trotzdem bezahlen musste, trug nicht unbedingt zur guten Laune am Nachbartisch bei. Ganz im Gegensatz zu der an unserem Tisch – möglicherweise waren daran ein paar gut gemixte Drinks nicht ganz unschuldig. Als die völlig verzweifelte Kellnerin nach der harten Kritik von nebenan („Es geht mir nicht ums Geld. Ich finde es einfach eine Unverschämtheit, wie sie Ihren Gästen ein angebliches Rotwild-Carpaccio unterjubeln und sie dann noch dafür zahlen lassen. Dieses Carpaccio war nicht ROHOOOOT!“) zu uns kam, bedankte ich mich überschwänglich und recht lautstark bei ihr mit den Worten: „Mein Salat war wirklich fantastisch. Und Sie haben wirklich nicht zu viel versprochen: Die Riesengarnelen waren wirklich riiiiieeeesig. Die hat Ihr Chef doch sicher auch selbst gefangen.“ Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube Frau Rotwild-Carpaccio und Herr Porterhouse-Steak fanden das nicht ganz so witzig wie ich …
Wiedersehen im Lesesaal
Auf jeden Fall blickte ich jetzt in die stechenden und mich leider wiedererkennenden Augen von Frau Rotwild-Carpaccio und erhielt auch gleich die Quittung für meine große Klappe. Sie: „Ich finde es eine Unverschämtheit, dass Sie hier die Gäste mit Ihren persönlichen Problemen angehen.“
Ich: „Ich glaube, hier fühlt sich niemand belästigt. Sie haben doch gehört …“
Sie: „Ja. Aber ICH fühle mich belästigt. ICH habe Urlaub und ICH möchte hier in Ruhe lesen und nicht von Ihnen gestört werden. Und wenn SIE meinen, in Ihrem Urlaub arbeiten zu müssen, dann suchen SIE sich dafür bitte einen anderen Ort!“
So sprach sie und tippte weiter auf ihrem Smartphone herum. Den Hinweis, sie könne ja mal nach „Rotwild-Carpaccio“ googeln, verkniff ich mir dann doch lieber … Rache ist offenbar doch süß, aber in dem Fall auch extrem billig.
Zehn Minuten später saß ich dann im Treppenhaus neben dem Lesesaal. Alle halbe Minute wurde die Tür gedonnert, Menschen stiegen an mir vorbei, es war zugig, den Laptop balancierte ich auf meinen Knien, das Headset hatte ich über den Kopf gestülpt … Aber das Wichtigste war: Ich hatte eine Netzverbindung, ich hatte einen entspannten, tollen Interviewpartner, der mit mir über die Gesamtsituation lachen konnte und ich hatte zum Schluss tolles Material für den Podcast. Und wenige Stunden später strahlte über Amrum die Sonne, der Lesesaal war leer (Frau Rotwild-Carpaccio hatte sich vermutlich entschlossen, woanders ihr Gift zu versprühen. Vielleicht hatte sie gerade den Eisverkäufer in der Mangel mit den Worten „Das ist sicher kein Schlumpfeis – da sind keine Schlümpfe drin“ …). Ich hatte das Netz, Ruhe zum Aufzeichnen, einen Arbeitsplatz und einen weiteren tollen Interviewpartner sowie die Erkenntnis: Wenn man digitale Inhalte fürs Netz produziert, ist die Anwesenheit einer Netzanbindung durchaus vorteilhaft. Selbst, wenn man sich dafür was einfallen lassen muss. Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Und man hat später etwas zu erzählen.
Übrigens – liebe potenzielle Amrum-Urlauber und Netz-Junkies: An der Spitze der Odde, dem zwei Kilometer langen Dünengürtel am nördlichsten Ende der Insel hat man zuweilen fantastischen Empfang und einen grandiosen Blick. Man sollte nur aufpassen, dass einem das Smartphone nicht in den Sand fällt – wenn sich nämlich ein Sandkorn in den Lightning-Anschluss verirrt, könnte das die Ladefunktion erheblich beeinträchtigen. Und ohne Smartphone oft kein mobiles Netz und kein mobiles Arbeiten … Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Foto © blvdone | fotolia.com
Auf Taschenmonster-Jagd
von Nicole Chemnitz
Mama, gehen wir heute noch mal spazieren? Mama, bist Du heute beim Einkaufen an den „Stolpersteinen“ vorbeigekommen? Nein, ich habe kein Kind mit außergewöhnlichem Interesse an der Natur, frischer Luft und historischen Orten – ich habe einen kleinen Pokémon-Go-Fan. Und das eröffnet für die ganze Familie völlig neue Perspektiven.
Seit Jahren beschäftigt sich mein Sohn mit den kleinen Pocket-Monstern. Beim Erscheinen des Spiels Pokémon Go war klar: Lange kann ich das nicht von ihm fernhalten. Aber nach den Horrorgeschichten, dass Spieler in Hinterhalte gelockt wurden, auf Bahnschienen oder in militärischen Sperrzonen landeten – mal abgesehen davon, dass sie nur noch mit dem Handy vor der Nase herumlaufen und ein gewisser Suchtfaktor mitschwingt – ist man als Mutter ja erst mal vorsichtig.
Mehr Bewegung und Zusammenhalt
Nun leben wir seit einigen Wochen mit Pokémon Go und nicht nur mein Sohn, auch ich bin völlig fasziniert. Während es ihm natürlich vorrangig darum geht, möglichst von jeder Art eines zu ergattern, stelle ich fest, mit wie vielen Leuten er an den einzelnen Pokéstops in Kontakt kommt. Er verabredet sich mit Freunden zu gemeinsamen Arenakämpfen, die sind virtuell, das Treffen aber real. Sie gehen gemeinsam auf Streifzüge, auch wenn wir uns (bisher) von groß organsierten Pokémon-Jagden ferngehalten haben.
Aber dennoch wundert mich nicht, dass eine Studie der TU Braunschweig zeigt: Pokémon Go führt zu mehr Bewegung und Zusammenhalt. Etwa 60 Prozent der Befragten äußerten, dass sie durch das Spiel öfter draußen sind als vorher, circa 55 Prozent gaben an, dass sie gelegentlich Umwege in Kauf nehmen, um spielrelevante Orte zu besuchen. Über 40 Prozent äußerten, sich anderen Spielern verbunden zu fühlen und Teil einer Gruppe zu sein. Das Auto wird öfter stehengelassen, stattdessen lieber zu Fuß gegangen und das Wohnumfeld wird neu entdeckt.
Detailliertes Umfeld: Woher stammen die Daten?
Während ich all dies unterschreiben kann, ist insbesondere der letzte Aspekt für mich besonders beeindruckend. Dank Pokémon Go sehen mein Sohn und ich unsere Umwelt mit völlig neuen Augen, denn vor dem Spiel wusste ich nicht, wo sich diese Stolpersteine in Gedenken an jüdische Familien in meiner Gegend befinden. Ich hatte diese Dekokrüge am Straßenrand noch nie wahrgenommen und nicht gewusst, wie die einzelnen Straßenkreisel in unserem Ort heißen. In fremden Städten entdecken wir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten und erhalten direkt die Erklärungen dazu. Mein Sohn führt uns stolz dorthin.
Da stellt sich mir natürlich die Frage, wie das wohl geht. Woher weiß Pokémon Go mehr über meinen Wohnort als die Einheimischen oder die vor Ort verfügbaren Stadtpläne? Die Augsburger Allgemeine beruft sich auf eine Münchener Agentur, die mit dem Hersteller zusammenarbeitet: Pokémon Go beruhe in Teilen auf der App Ingress des gleichen Herstellers Niantic Labs, für die die Spieler 15 Millionen interessante Orte gemeldet haben. Hinzu kommt, dass Niantic ein internes Start-up von Google ist, das Spiel demzufolge bestimmt die Geodaten von Google Maps verwendet. Und dennoch bleibt das Ganze ein Mysterium für mich, denn ein Eintrag im Internet besagt, dass Google Bilder der von uns besuchten Stolpersteine für Google Earth und Google Maps nicht ausgewählt hat und die Suche danach ergibt auch keine Treffer. Und wer bitte soll den Kreisel am VIP-Center als „VIP-Kreisel“ an Ingress gesendet haben?
Gut für die Geschäfte vor Ort
Pokémon Go erreichte binnen weniger Wochen 100 Millionen Downloads und hat mehr als 30 Millionen aktive Spieler – täglich! Glück für die Verkäufer, deren Laden als Pokéstop gekennzeichnet ist, was das Geschäft ordentlich ankurbelt. Posten Besucher online, dass sie in einem Laden ein seltenes Pokémon gefangen haben, lockt das Gleichgesinnte an. Mittlerweile bietet etwa das Empfehlungsportal Yelp die Möglichkeit, Restaurants mit angrenzenden Pokéstops zu suchen. Amerikanische Spieler äußerten bereits, dass sie sich explizit für ein Restaurant entscheiden, in dem sich ein bestimmtes Pokémon aufhält.
Doch warum ist Elektroladen Müller so eine wichtige Anlaufstelle für das Spiel und Fachhandel Meyer nicht? Wieder die Frage nach der Herkunft der Daten, denn ein richtiges Angebot, mit In-App-Käufen die eigene Location dauerhaft zum Pokéstop zu machen, gibt es meines Erachtens nicht. Wobei das bestimmt nur eine Frage der Zeit ist. Aber die Läden können bereits für etwa 99 Cent ein Lockmodul erwerben, das seltene Pokémons für eine halbe Stunde in nahe gelegene Pokéstops lockt. Und nicht nur die, sondern auch die Spieler, die alle sehen können, wo so ein Modul aktiv ist, vielleicht gleich noch einen Blick in die Geschäftsauslage werfen oder sich für die halbe Stunde im Restaurant vor Ort niederlassen.
Wegweisend
Klar ist auch: Wie bei jedem Spiel sollte ich als Erziehungsberechtigter darauf achten, wie mein Kind damit umgeht. Wenn es nach meinem Sohn ginge, wäre das Smartphone dauerhaft in seiner Hand und ja: Er würde auch gegen Laternen laufen, weil er sich so darauf konzentriert. Pokémon Go ist so ein fesselnder Zeitvertreib – da muss es doch Möglichkeiten geben, das System für andere wichtige Dinge zu adaptieren? Eine Grundschulleiterin aus Belgien startete etwa das Projekt „Chasseurs de livres“, bei dem statt Taschenmonstern Bücher gejagt werden. Organisiert wird das Ganze über eine offene Facebook-Gruppe mit derzeit über 74.000 Mitgliedern. Solche Ideen werden aber erst der Anfang sein, denn der Erfolg von Pokémon Go wird Location-based Services und der Augmented Reality einen wichtigen Schub in den Massenmarkt geben und Angebote für Nerds hin zu gesellschaftsfähigen Anwendungen transformieren.
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